Lichtfalle 2021 – Lichtfalle Hamburg

Leuchtabend Volksdorf 2021

Am 11. und 12. September 2021 eröffnete die Stiftung „Künstlerhaus Maetzel“ in Volksdorf im Rahmen der Aktion „Tag des offenen Denkmals“ Garten und Haus des neuerworbenen Denkmals. In der sehenswerten historischen Gartenanlage mit angrenzendem Naturschutzgebiet kam auch die als „Installation und künstlerisch-naturwissenschaftliche Aktion zum Thema Lichtverschmutzung und Insektenschutz“ beschriebene Lichtfalle zum Einsatz. Bereits am 06.09.2021, eine Woche vor der Eröffnung, ließ Nana Petzet mit einem Team von Entomolog:innen und einem Dokumentationsteam, das Objekt für einen Leuchtabend erstrahlen. Zum Vergleich wurde eine Quecksilber-Dampflampe an einem optisch durch die Villa vom Standort der Falle abgeschirmten Standort des Gartens platziert. Erstmals konnte so die Wirkung der Insektenanlockung der Lichtfalle mit der Wirkung einer Quecksilber-Dampflampe in Relation gesetzt werden, also mit einem Leuchtmittel, das bereits seit 50 Jahren Standard für den wissenschaftlichen Lichtfang ist. Eine kleine Zahl geladener Gäste beteiligte sich am Insektenfang und lauschte der Expertise der Insenktenforscher:innen zu den spezifischen Arten, und wie diese zu erkennen sind.

Die am 6. September erfassten Daten hielt Zeimet tabellarisch fest. An beiden Standorten fand der Leuchtabend von 20 Uhr bis 23:15 Uhr statt. Die Umgebungsbedingungen umfassten Windstille, starke Bewölkung und eine Temperaturveränderung von 5 Grad Celsius. Diese verringerte sich von 18 Grad Celsius zu 13 Grad Celsius. Zusätzlich erhöhte sich die Luftfeuchtigkeit in dieser Zeitspanne von 67% auf 82%. Diese Daten stimmen aufgrund der geografischen Nähe der Lichtfallen- und der Dampflampenstandorte, überein. Unterschiede zwischen den beiden Ansätzen sind im Bezug auf die gefangenen Arten und der Individuenanzahl deutlich bemerkbar. Die Lichtfalle im Garten lockte 9 Arten und insgesamt 23 Individuen an. Im Vergleich dazu erhielt die Quecksilber-Dampflampe vor dem Künstlerhaus lediglich Besuch von 6 Arten und insgesamt 16 Individuen. Campaea margaritaria, auch Perlglanzspanner, siedelte sich sowohl bei der Lichtfalle als auch der Dampflampe an, mit jeweils 2 Individuen. Zu den sich überschneidenden Arten zählt auch Hypena proboscidalis, dessen deutscher Name Nessel-Schnabeleule ist. Die Lichtfalle zählte von dieser 11 Individuen, die Dampflampe 9. Die letzte Art, die an beiden Standorten zu finden war, trägt den Namen Noctua pronuba – zu Deutsch Hausmutter. Während 3 dieser Insekten im Protokoll für die Lichtfalle vermerkt sind, wurden nur 2 Individuen bei der Quecksilberlampe beobachtet. Jeweils ein Individuum zeichnete das Lichtfallen-Team an diesem Abend für folgende Arten im Garten auf: Watsonalla binaria (Zweipunkt-Sichelflügler), Dysstroma truncata (Möndchenflecken-Bindenspanner), Phlogophora meticulosa (Achateule), Abrostola triplasia (Dunkelgraue Nessel-Höckereule) und Mythimna l-album (Weißes L). Von Colostygia pectinataria (auch Prachtgrüner Bindenspanner) wurden zwei Individuen gefunden.

Bei der Quecksilber-Dampflampe zählten die Arten, die nicht mit den Arten bei Nana Petzets Lichtfalle übereinstimmten, jeweils nur ein einziges Individuum. Dazu gehörten Camptogramma bilineata (Ockergelber Blattspanner), Laspeyria flexula (Sicheleule) und Noctua janthina (Janthina-Bandeule).

Wie in den Filmaufnahmen vom 06.09.2021 zu sehen ist, ist das blaue Licht der Neonröhren der Lichtfalle extrem weitreichend. Besonders gut zu erkennen ist dies bei den Drohnenaufnahmen, in denen die Drohne sich sehr weit von dem Kunstobjekt entfernt und die Leuchtkraft trotzdem noch fast blendend ist.

In seinem Bericht zum Leuchtabend bewertet der Entomologe Timo Zeimet die Fängigkeit der Lichtfalle als sehr gut, da an den blauen Röhren mehr Insektenarten gesichtet wurden, als an der weißen, stark leuchtenden Quecksilber-Dampflampe. Dies, so Zeimet, war jedoch aufgrund der besseren Habitatgestaltung des Lichtfallenstandorts auch zu erwarten gewesen. Überraschend war die geringe Überschneidung gleicher Arten an den beiden Standorten. Weiterhin erwähnt der Bericht, dass keine der beobachteten Arten bedroht gewesen seien, obwohl der weiße Falter Mythimna l-album (auch Weißes L genannt) in Mecklenburg-Vorpommern als selten und in Niedersachen als gefährdet eingestuft ist. Zeimet stellt jedoch die Aktualität dieses Status in Frage, da die Mecklenburg-Vorpommerische Liste aus dem Jahre 1997, und die Niedersächsische Liste aus 2004 stammen. Deshalb bezieht er sich auf die aktuellere Liste der Insektenarten und deren Einstufungen von Schleswig-Holstein aus dem Jahre 2007, in welcher Mythimna l-album von einem Wanderfalter zu einem Arealerweiterer deklariert wurde. Somit kann auch bei dieser beim Leuchtabend in Volksdorf gesichteten Art verneint werden, dass sie bedroht oder gefährdet ist.

Um diese ersten Ergebnisse auf ein empirisches Fundament zu stellen, müsste weitere Forschung betrieben werden. Timo Zeimet schlägt vor, über mehrere Monate oder gar Jahre immer wieder Messungen und Zählungen vorzunehmen. Wichtig hierbei sei, dass die Standorte der Lichtfalle und der Quecksilber-Dampflampe regelmäßig getauscht werden müssten, um den Einfluss möglicher anderer Variablen auszuschließen.

Am Eröffnungsabend des Tags des offenen Denkmals, dem 11.09.2021, erleuchtete die Lichtfalle mit Beginn der Dämmerung bis etwa Mitternacht. An beiden Tagen des Festes zusammengenommen erreichte das Künstlerhaus Maetzel circa 1400 Besucher:innen, die abends über die Strahlkraft des blauen Neonlichts staunten und sich das Insektenfangen anschauten, oder sogar mitmachten. Kinder brachten das Spielzeuggehäuse der Überraschung von alten Kinder-Überraschungseiern mit und halfen ebenfalls beim Insektenfang. Da die Entomolog:innen an diesem Tag nicht präsent sein konnten, versuchte Nana Petzet mit den Besuchenden basierend auf dem Gelernten vom Leuchtabend die gefangenen Individuen zu bestimmen. Es wurden die gleichen Arten beobachtet wie am Leuchtabend zuvor.

Alle beobachteten Arten können bei näherem Interesse auch auf diesen weiterführenden Links angeschaut und recherchiert werden: